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Schrift an staatlichen Schulen, das Konzept


Schreib-Performances - Schrift als Zugang zur Literatur im Unterricht
 

an der Rudolf Koch-Schule in Offenbach

    

                                        

Bei den Schreib-Performances handelt es sich Projekte zwischen Schrift und Sprache, in denen allein über die Tätigkeit des Schreibens Verstehensprozesse angeregt und in Gang gesetzt werden.

Schreibend nähert man sich der Welt.

Durch das filmische Dokumentieren der Schreib-Performances wird der kurze Moment der Aktion festgehalten und kann später in Ruhe reflektiert werden.

Schreiben bietet sich für die künstlerische Performance besonders an, da jeder Schüler Schreibfähigkeit ja bereits besitzt. Und Handschrift fordert den Kopf ebenso wie den Körper, was in den Videos eindringlich demonstriert wird. Beim Schreiben ist also der ganze Mensch aktiv, daher kann eine Schreiberfahrung auch emotional aufgeladen werden. Lerninhalte, die mit Emotionen verknüpft sind, sind wesentlich stabiler als nicht-emotionale. Die Schreib-Performance arbeitet daher explizit mit Emotion, Musik ist hier ein wichtiges Hilfsmittel. Es gilt das Motto: Was mich nicht sinnlich berührt, lässt mich unberührt, kalt.

Bei der Schreib-Performance geht es nie darum, Schüler lediglich eine Schrift reproduzieren oder gelernte Inhalte aufrufen zu lassen. Vielmehr sucht sie die völlig überraschende, neue Erfahrung des Moments, der zugleich verfliegt und im Schriftresultat verharrt. Die Schüler schöpfen nur aus dem, was sie als menschliche Grundausstattung mitbringen.  

Schulkünstlerin

Im Januar 2011 waren die „Seidenbücher“ mein erstes Projekt an der RKS Offenbach. Daraus entwickelte sich eine Zusammenarbeit, in deren Verlauf wir, Schulleitung und Kollegium, Schülerschaft und ich, gemeinsam eine neue didaktische Methode kreiert haben. Diese konnte nur dadurch entstehen, dass an der RKS ein besonderer, offener Geist herrscht, der mir im Vorantasten der pädagogischen Arbeit mit Schrift ungewöhnlich viel Vertrauen und Freiheit geschenkt hat. Nur dieser Atmosphäre des Vertrauens, der rückhaltlosen Unterstützung und  Anerkennung ist es zu verdenken, dass wir nach drei Jahren schon auf über 10 Projekte blicken können, die allesamt in ihrer Konzeption einzigartig, in ihrem konkreten didaktischen Ansatz völlig neu sind. Dass wir einmal hier landen würden, war nicht abzusehen, und hätten wir uns zu träumen nicht gewagt.

– Und das Abenteuer Schrift ist noch nicht zu Ende.

 

Schreib-Performance – das Konzept

Bei der Schreib Performance wird der Akt des Schreibens selbst zur Aussage. Es ist eine Aufführung oder auch eine stille Handlung, bei der alle Elemente des Schreibvorgangs auf ihr Modifikations- und Erfahrungspotential hin abgeklopft werden. Dabei ist man stets einem Leitthema verpflichtet, z.B. einem Stichwort wie „Gewalt“ oder einem ganzen literarischen Werk.

Bei der Schreibperformance bekommt ein rationaler, abstrakter Inhalt einen physischen Aspekt, er wird somit sinnlich und für den Körper unmittelbar erfahrbar. Der große Vorteil dabei ist, dass alle Schüler das Mittel der Auseinandersetzung, die Schreibfähigkeit, ja schon „besitzen“. Wenn es dem Projekt dienlich ist, lernen wir zuvor in einer kurzen Übung eine historische Schrift, wie z.B. für "Faust" eine Fraktur. Aber im Allgemeinen kommen wir mit der Alltagshandschrift der Schüler aus. Die Performance verlangt nichts einzubringen, was die Schüler an Grundausstattung nicht sowieso schon besäßen: Schreibvermögen, Empathie, Sinnlichkeit (Daher gibt es auch kein „Versagen“). Sie ist auch keine Schauspielerei. Schreiben heißt, mit dem Mittel der Sprache bei sich und zugleich bei den anderen sein. Es erlaubt uns, im gleichen Moment Geist- und Körperwesen zu sein. Intensiv im Augenblick zu sein und gleichzeitig die Horizonte der Geschichte zu durchstreifen. Dies ist eine einzigartige Qualität, die das Schreiben für begleitende Lernerfahrungen hoch qualifiziert.

 

Die Vorgehensweise

Zunächst werden aus dem Thema kurze, prägnante Texte heraus-destilliert. Sätze, in denen man die Intention des Ganzen erkennt. Dies ist eine anspruchsvolle analytische Arbeit mit Text und Sprache.

Dann überlegen wir, welche Art des Schreibens dem Aussagegehalt des Satzes am meisten entsprechen würde. Dies ist eine sehr intuitive Arbeitsphase. Das Gefühl kann genau entscheiden, ob als Schreibwerkzeug eine Feder oder etwa ein Messer geeigneter ist. Wenn ich vom Fühlen als Teil der Intuition spreche, ist somit gemeint, dass hier das Körperempfinden eine wichtige Rolle spielt. Im Laufe der Projekte haben sich die Grenzen unserer Kreativität diesbezüglich erstaunlich erweitert. Wie reagiert der Körper auf Geräusch, Anblick oder Geruch eines Schreibens, in dessen Vollzug die Lettern mit glühenden Schürhaken in Leder gebrannt werden? Die Körperrückmeldung ist eindeutig und glaubhaft. Gleichzeitig bringt sie die Eigenschaft mit, Lerninhalte mittels Emotionen sehr beständig im Gehirn zu verankern.

Die Performance wird oft von Musik begleitet, da Musik einen atmosphärischen Raum kreieren kann, der es leichter macht, in die Stimmung der Performance hinein zu gelangen und die Konzentration aufrecht zu halten.

Während der Aktion wird gefilmt, was sich zu einem wichtigen Instrument der Reflexion entwickelt hat. Denn im Moment der Performance ist man IN der Handlung und hat eine ganz eigene Wahrnehmung und Fokusierung. Das Anschauen des bearbeiteten Videos ermöglicht es, eine Metaposition zum Geschehen einzunehmen und „von außen“ die Handlung zu betrachten. Beides zusammen, die Innen- und Außensicht, ermöglichen ein umfassendes Verstehen des Gemeinten. Auch im Video spielt Musik eine große Rolle. Zuweilen wird auch das Mittel der Rezitation eingesetzt.

Im folgenden kurze Beschreibungen der Projekte. Die Videos kann ich aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes an dieser Stelle nicht zeigen. Ausführliches Material kann für Unterrichtszwecke bei mir angefragt werden.

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Zum "Faust" habe ich inzwischen drei Projekte entwickelt, die ich hier kurz vrstellen möchte:

I) Faust schreiben

Charakteristische Sätze wurden aus dem Text herausdestilliert. Für Gretchen: „Ach neige, du Schmerzenreiche dein Antlitz gnädig meiner Not.“

Diesen Satz lernten wir in einer Doppelstunde mit  Fraktur-Schrift und Breitfeder zu schreiben. Beim Schreiben einer gebrochenen Schrift wird man ruhig, konzentriert, die Stimmung kontemplativ.

Für die Performance ging die Klasse (Deutsch GK, Q2) in den Keller, wo die Schüler sich paarweise auf den Boden setzten, mit Schreibflüssigkeit, Breitpinsel und Stöfchenkerze ausgerüstet. In der Dunkelheit des abgeschiedenen Kellers, nur mit der kleinen Kerzenflamme beleuchtet, schrieben sich die Schüler das Gretchen-Gebet in Frakturschrift gegenseitig auf die Hände, dabei wurden Gregorianische Gesänge gespielt. Nach ca. 10 Minuten wurde dieser Teil der Aktion durch Öffnen der Fluchttür und einströmendes Tageslicht beendet.

 

Anschließend ging die Gruppe auf die außen angebrachte Gerüsttreppe des Feuerfluchtwegs des Schulgebäudes. In ungewohnter Höhe des dritten Stockwerks fanden sich die Teams wieder zusammen und schrieben sich mit spitzer Stahlfeder gegenseitig auf die noch freie Hand den Faust-Text in Antiqua: „Der Himmel über mir und unter mir die Wellen“.

 

 

2) „Gedenkminuten“ - Feuerplatten zu „Faust“

Der Deutsch GK führte im Dezember 2015 ein besonderes Projekt zum tieferen Verständnis an Goethes Faust durch. Für die „Gedenkminuten“ schnitzten die SuS zunächst in Rigipsplatten die Namenszüge der Hauptcharaktäre mit passenden Schrifttypen.

Schriftunterricht

In der zweite Phase begab man sich damit in einen dunklen Kellerraum. Hier befüllten die SuS die ausgehöhlten Schriftlinien mit flüssiger Brennpaste und steckten diese dann in Brand. Bei völliger Dunkelheit brannten nur nacheinander zu jeweils passender Musik die Namensschriften. Minuten, die in stiller Betrachtung, Faszination, Versunkenheit und Konzentration auf den literarischen Charakter und sein Schicksal verbracht wurden.

Schriftunterricht

Nach den Brand-Schauspielen wurden Meinungen und Assoziationen in der Gruppe gesammelt, die sich auf beeindruckende Weise von den schlichten Inhaltsangaben der vorhergehenden „Grabreden“ unterschieden. Das Feuererleben öffnete den Weg zum sinnlichen, empathischen, emotionalen Empfinden und der Übertragung auf die eigene Situation.

 

 

3) Faust Feuershow, Projektwoche (Q3)

Nach zwei Tagen intensiver Faust Interpretation, hatten wir keine Lust mehr auf graue Theorie! Die Arbeiten zu einer Faust-Schrift-Feuer-Performance-Show begannen.
In eine Gipskartonplatte wurde das "Moralische Gesetz" (Kant) gemeißelt, diese konnte man dann mit Brennpaste füllen und anzünden. Die Buchstaben flackerten in geheimnisvollen blauen Flammen, was wir zuvor ausprobierten.

  Schriftperformance Faust       Schriftperformance Faust


Drei große Papierkreise wurden vorbereitet, hinter denen die Akteure während der Show, live und zu Musik, Sätze aus dem Drama schrieben: Gretchensätze, Faustsätze und Mephistosätze.
Dabei wurden sie von hinten mit Fackeln beleuchtet und erschienen so dem Publikum wie Akteure eines Schattentheaters. Wenn zuletzt Mephisto seinen Satz schrieb, wandelte sich die
zuvor ruhige, klassische Musik (Gretchenlieder) in moderne Rockmusik. Auch die Beleuchtung änderte sich von gelbem Fackellicht zu dramatisch rotem Bengalofeuer.

Schriftperformance Faust  Schriftperformance Faust  Schriftperformance Faust

Kreistexte:

Meine Ruh ist hin
Der Himmel über mir und unter mir die Wellen
du bist am Ende, was du bist


Schmerzenreiche
Im Genuss verschmacht ich nach Begierde
sie ist die erste nicht


Sie ist gerichtet
ist gerettet


Den Abschluss der Show bildete ein dunkler Turm, aus den die Schüler die Namen FAUST und GRETCHEN ausgeschnitten hatten. In dessen Innern wurden zahlreiche Feuerwerkskörper
entzündet, bis hin zum finalen Glitzervulkan. Dieses Feuerwerk war nur durch die ausgeschnittenen Buchstaben hindurch sichtbar.

Schriftperformance Faust                         Schriftperformance Faust   Schriftperformance Faust


Feuer, Musik, Schriftzeichen, die abendliche Atmosphäre, dies alles entzog das Faust-Drama der rationalen Deutung und eröffnete einen emotionalen Zugang, ein Verstehen jenseits der Interpretation.

 

 

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Kafka

In Kafkas „Brief an den Vater“ versinnbildlichten wir schreibend die Beziehung zwischen Vater und Sohn.  Dazu bekam ein Schüler ein Holzbrett, welches er sich vor den Körper halten sollte (Die konkrete Position und Körperhaltung wurde von den Schülern selbst im Verlauf der Performance modifiziert). Der Partner schrieb dann nahezu auf den Körper des anderen, nur davon getrennt durch das Brett. Zunächst  die agierenden Schüler in die Rolle des Sohnes, der sich schreibend an seinen Vater wendete, ihn  „anschrieb“. Um die unterwürfige, demütige Position des Sohnes zu verbildlichen, schrieben sie mit der weichen Spitze einer langen Schwanenfeder den Beginn des Briefes: „Liebster Vater“.

        

Für den Vatersatz erschien uns ein altes Messer ein adäquates Schreibwerkzeug zu sein, später stiegen wir um auf eine Bohrmaschine mit eingespanntem Stift. Die Brutalität, mit welcher der Vatersatz so auf die Brust des Sohnes geschrieben wurde, war eindringlich: „Du sollst krepieren, du Hund“.

 

         

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Meine Einführung in Kafkas "Prozess" ist kaum fotografisch dokumentierbar. Ich stelle dabei eine Schreibsituation her, deren Regeln für die Schüler ebenso undurchschabbar und verunsichernd sind, wie die Anklagesituation für Kafkas Protagonisten. So lasse ich die Schüler einen vorgegebenen Satz zunächst mit einem Knet-Stift (gerollte Kinderknete mit eingestecktem, kleinen Stück Graphitmine) schreiben, der sich der Kontrolle nach kurzer Zeit völlig widersetzt. Diese Bemühungen unterbreche ich mit einem noch skurrielerem Schreibinstrument, einem stiftförmigen Stücken Eis. Während dem vorprogrammierten Scheitern der Schüler, bleibe ich streng und ernst, lasse nicht erkennen, dass ich in irgend einer Weise die Absurdität, das Kafkaeske, der Situation sehe. Im Gegenteil, ich erhöhe noch die Dringlichkeit und Bedeutung der Aufgabe und lasse erkennen, dass ich mit den mangelhaften Resultaten höchst unzufrieden bin.

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Zugänge zu Büchners "Lenz"

„Es war ihm unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehen konnte“ die berühmte Zeile aus "Lenz" will wörtlich genommen werden:

Auf dem Schulhof wird im Handstand mit Hilfestellung diese Passage geschrieben.

Performance Lenz  Performance Lenz  Performance Lenz  Performance Lenz


Einige der gemachten Lernerfahrungen:

- diese Position (dieses So-Sein) erfordert große Kraftanstrengung und kann nur kurz gehalten werden.

- Alltägliche Aufgaben (z.B. schreiben) werden fremdartig und extrem schwer.

- Fremdartigkeit erhöht aber auch das Gefühl der Lebendigkeit.

- Wer instabil ist, braucht Hilfestellung.

- Die Helfenden werden extrem gefordert, sind in der Verantwortung und dürfen ihrerseits nicht instabil sein.

- Zusammengehörigkeitsgefühl ist wichtig und bettet ein. Grundvoraussetzung für Freudeerleben.

 

Lenz im Felsenmeer

mit zwei LKs Deutsch fuhren wir an einem kalten Märzmorgen 2016 ins Odenwälder Felsenmeer. Dieses man hatten wir Büchners Lenz im Gepäck. Die SuS wurden zu Beginn der Tour an die Stimmungen der intensiven Naturschilderungen in der Lektüre erinnert. Um während der Wanderung innerlich im Kontakt damit zu bleiben, wurden Zettelblöcke verteilt, mit der verbundenen Aufgabe, während der Besteigung der Felstrümmerhalde, immer wieder auf ein Zeichen hin (Pfiff) inne zu halten und eine Textstelle aufzuschreiben, die genau zu diesem Moment, Ort oder (Körper-) Gefühl passend erscheinen. Oben angelangt wurde diese Übung noch einmal intensiviert, indem Textstellen mit Kohle auf große, an Felsen montierte Packpapiere geschrieben wurden. Die Kälte und winterlich abweisende Natur rief eine sinnliche und eindrückliche Annäherung an die Gefühlslage des Lenz hervor und somit ein tieferes Verstehen des literarischen Charakters.
Besonders die Erfahrungen der eigenen Einsamkeit, wenn man sich beim Klettern kurzzeitig aus den Augen verlor, und der übergroßen Natur (Windgeheul in den hohen Wipfeln) brachte uns den Lenz in seiner Verlorenheit nahe.

Lenz im Felsenmeer       Lenz im Felsenmeer

 

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Der Panther

Für die Projektwoche zum Gedicht von Rilke schrieben wir zunächst in ganz verschiedenen Arten Teile des Gedichts.

  „der sich im aller kleinsten Kreise dreht…“

 Tanz von Kraft“, ausblühende Schrift

 „manchmal“, gebrochene Leuchtschrift

 „hört im Herzen auf“, arabische Schriftzeichen

 

Das Schreiben wurde gefilmt und später mit Aufnahmen, die wir im Frankfurter Zoo von Tieren machten, kombiniert. Zudem lasen Schüler den Text im Zoo laut vor oder beamten die Handschriften-Videos mit einem kleinen Handbeamer an die Wände.

 

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Das Drachen-Projekt

Im Religionsunterricht der Q 3-Phase wurden die Schüler aufgefordert, sich einen von drei Alternativsätzen auszusuchen und ein eigenes Adjektiv dafür zu finden:

Meine … Seele

Mein … Gott

Mein … Geist

Diesen persönlichen Satz schrieben/zeichneten die Schüler auf einfache, weiße Rautendrachen.

      

In der letzten (wichtigsten) Projektphase gingen wir ans Mainufer und ließen die Drachen steigen. Jeder Schüler hatte eine eigene Position seiner Spiritualität in einer von ihm gewählten Schriftart auf seinen Drachen gebracht und ließ diesen nun (bei mäßigem Wind) auf seine ganz individuelle Art und Weise steigen.

      

    

 

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Hohes Lied 1: Hand-in-Hand  Schreiben

Paarweise schreiben die Schüler Texte aus dem Hohen Lied auf ein großes, an die Wand montiertes Papier. Dabei hält ein Partner den Stift und der andere umfängt diese Schreibhand, so dass beide die Schriftspur gemeinsam führen. Beim ersten Schreibpaar war der Schüler Linkshänder, weshalb die beiden nebeneinander stehen konnten. Sie schrieben mit Zeichenkohle.

 

Das zweite Paar bestand aus zwei Rechtshändern, die nur hintereinander stehend Hand in Hand schreiben konnten. Sie schrieben mit Fingerfarbe über die Kohleschrift.

 

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Hohes Lied 2: Umschreibung langsam

„Meine Schöne, so komm doch…“ – mit diesen Verführungsgesang umhüllt ein Schüler die still sitzende Mitschülerin. Keine Schauspielerei, nur Schreiben, Sitzen, Text und Musik.

   

 

Hohes Lied 3: Umschreibung rasch

Zu Musik (ain´t no mountain) umschreibt eine Schülerin einen Mitschüler rasch mit den Text „Horch, mein Geliebter, sieh, das kommt er...“. Sie schreibt auf eine Transparentfolie, die von zwei Schülern gehalten wird. Rasche, vitale, heitere, bewegte Performance, Schreibtempo durch die Musik gesteigert.

   

 

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Das Hohe Lied 4: Hautschrift

Diese Aktion war der Schlusspunkt der längeren Arbeitsphase zum Hohen Lied der Liebe. Zum Zeitpunkt dieser Aktion war die Gruppe miteinander sehr vertraut und die Stimmung gelöst, was im Video spürbar ist. Die Schüler hatten wiederum das Schreiben der gebrochenen Schrift mit der Breitfeder gelernt. Sie schrieben sich paarweise (vorzugsweise Junge/ Mädchen) den Satz: „Mein Zeichen über dir heißt Liebe“ auf die Arme.

   Hohes Lied  

 

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Performance zum Begriff Gewalt

Diese Performance übte ein Deutsch-GK, Q-2 für die Feierstunde ein, bei der die Schule mit einem Zertifikat als gewaltfreie Schule ausgezeichnet werden sollte. Hierzu machte wir uns Gedanken über das Wesen von Gewalt und ihres Gegenteils, der Liebe. Um die beiden Antipoden gleichzeitig im Denken und Fühlen aufzurufen, nahmen wir uns einen Satz aus einem Gleichnis, in dem die Antwort Gottes auf die Theodizee-Frage lautet: „Weil ich geliebt werden will“. Diesen Satz schrieben Schüler in brutalst möglicher Art und Weise auf ein Stück Rindsleder. In der Versuchsphase testeten wir aus, welches Schreibwerkzeug den grausamsten Eindruck erzielt. Ausprobiert wurden Wunderkerzen, Flex und glühende Schürhaken.

            

Den Zuschlag bekam der Schürhaken. Bei der Life-Performance brannten zwei vermummte Schüler in ein lebensgroßes Rindsfell: WEIL ICH … WERDEN WILL. Anschließend schrieb eine Schülerin mit schwarzer Farbe und Pinsel das Wort „geliebt“ in die Leerstelle. Begleitet wurde die Performance von quälendem Gitarrenlärm.

        

 

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Nachhaltigkeit (ausführliche Dokumentation hier)

Eine kleine Gruppe des Kunst GK, Q2 hatte den Auftrag, zum Thema „Nachhaltigkeit“ ein Video zu drehen. Wieder symbolisierte ein Leder das Opfer, diesmal Umwelt/Natur. Zunächst brannte ein Schüler mit Wunderkerzen das Gedicht von Goethe „Wanderers Nachtlied“ in die Haut. Danach schrieb ein Schüler mit einer Flex die Worte „GEIZ IST GEIL“ dazu. Diese Schriftspur wurde mit roten Farbpigmenten eingerieben.

                       

    

Bei diesem Projekt sollten die Schüler auch Videoschnitt lernen. Daher filmten wir die Aktion mit vier Kameras. Sämtliches Filmmaterial wurde an vier PC-Arbeitsplätzen den Schülern zur Verfügung gestellt, so dass jede Gruppe ihren ganz eigenen Film daraus schneiden konnte.

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Eisskulpturen

In dieser Projektwoche wurde zwar nicht geschrieben aber gebildhauert. Zunächst suchten wir nach Worten, die in irgendeiner Weise ein Verhältnis zu Wasser/Eis ausdrücken. Nachdem jede Gruppe ihr Wort gefunden hatte, entwarfen die Schüler ihre Schriftideen in Ytong-Modellen, die dann schließlich in Eisblöcke gemeißelt wurden. Am „Tag der offenen Tür“ wurden die glitzernden Schrift-Diamanten farbig angestrahlt.

              Eisskulpturen

                       Ytong-Modelle                                                  Eis-Rohling

             Eisskulpturen

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 Expressionistische Ästhetik - Expressionistischer Film

In der Einführung zur expressionistischen Ästhetik wird anhand von Beispielen aufgezeigt, wie weit sich der expressive Bogen über alle Bereiche der Kultur spannte. Beginnend mit dem Tanz ("Le Sacre du Printemps"), über die Musik, die Bildende Kunst und das neue Medium Film bis ins Gedicht spüren wir dem expressionistischen Lebensgefühl nach und finden die Ursachen in der Entmenschlichung durch Weltkriege und Industrialisierung (Kooperation mit dem Fach Geschichte). Im nächsten Schritt wollen wir einen expressionistischen Film drehen, in dem die SuS Gedichte rezitieren. Dazu suchen sie sich eine Gedichtzeile oder einzelne Worte aus der Textsammlung, die auf die Haut, vorzugsweise ins Gesicht, geschrieben werden. Vor der Kamera tragen sie ihren Text dann vor. Der Film wird Schwarz/Weiß, mit harten Kontrasten und mit altmodischen Gebrauchsspuren verfremdet, Musik aus Stravinskys „Le Sacre du Printemps“ darunter gelegt. Die Eindringlichkeit der Gesamtwirkung hat uns alle überrascht und das Lebensgefühl der Zeit lebendig und nachvollziehbar werden lassen.
Die einzelnen, hintereinander geschnittenen Textfragmente fügten sich im Film zu einem einzigen expressionistischen Text zusammen.

 

                 Performance Expressionismus 

 

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Projektwoche „Stammbuch“

Die spannende Tradition der Stammbücher oder album amicorum beginnt bereits zu Anfang des 16. Jahrhunderts. Stammbücher wurden auf studentischen Reisen mitgeführt und Professoren um Einträge gebeten. Mehr und mehr gewannen diese Einträge an Virtuosität und Engagement. Das Stammbuch wurde später zum Gästebuch und besass zu jeder Zeit einen hohen Prestigewert und wurde zum facettenreichen Sittenspiegel der jeweiligen Epoche. Heute ist die Funktion des Stammbuchs in Poesiealbum, Freundebuch, Gästebuch und Fotoalbum zersplittert. Wir ließen die Tradition stilsicher wieder aufleben, indem sich jede/r zunächst ein eigenes Stammbuch binden durfte, welches dann an die Projektteilnehmer zum Eintrag weiter gereicht wurde. Bei diesen Einträgen ließen wir uns durch die Epochen der Literaturgeschichte anregen und schweiften noch einmal locker durch die Lektüren der vergangenen Schuljahre. Auch das Erlernen verschiedener historischer Handschriften gehörte dazu. So wurde neben Wissensauffrischung und -vertiefung auch eine bleibende Erinnerung an die Abschluss-Schuljahre geschaffen, denn wir haben uns fleißig „etwas ins Stammbuch geschrieben.“ (Faust)

Stammbuch     Stammbuch

Ablauf:

Montag: Anfertigung der Buchdecken

Dienstag: Fertigstellen der Bücher, Goethe

Mittwoch: Gedichte der Romantik

Donnerstag: Büchners Lenz

Freitag: Expressionismus

  Stammbuch   Stammbuch   Stammbuch

 

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Stadtgedichte kleben - mit Jahrgangstufe 8
Eigene Gedichte werden im urbanen Raum "getaped"

tapen  tapen  tapen  tapen

 

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Uwe Timms: „Halbschatten“ und der postmoderne Roman im Deutsch LK Q3

um eine Vorstellung davon zu bekommen, mit welcher Fülle von philosophischen Denkansätzen der Autor spielt, sehen wir viele Original-Fotos der Romanheldin. Wir stellen Szenen nach, etwa der Schattenwurf der Blütenzweige im Halbdunkel. Wir hören die Musik, auf die der Autor sich bezieht (“Die schöne Müllerin“, Schubert) und lassen die vielen sinnlichen Eindrücke, vermittels von mir geführter Imagination, möglichst realistisch in unserer inneren Wahrnehmung entstehen. Schließlich schreiben wir den Schlüsselsatz „Der Flug ist das Leben wert“ auf große papierene Raumteiler und auf kleinere Japanpapiere (beides im Text beschriebene Elemente). Wir benutzen die Technik des Schattenspiels oder lassen die Tusche-Kalligrafien selbst fliegen - und abstürzen, wie die Protagonistin Marga von Etzdorf. Wir lesen laut die in sachlicher Sprache abgefassten Berichte über ihren Tod und die im Text versprengten Haikus, ... aus allen Elementen entsteht ein berührender Film.
Bei aller konkreten Sinnlichkeit erschließt sich diese Literatur aber nicht vollständig ohne die Reflexion des Wesens der Postmoderne, dem "Gehüpfe von Sinninseln zu Sinninseln" (nach Wolfgang Welsch) mit der bricolage-Identität (nach-)postmoderner Menschen.

Halbschatten Halbschatten

       Halbschatten  Halbschatten  Halbschatten Halbschatten 

 

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Projektwoche „Literarische Grabplatten“

In Anlehnung an Grabdenkmale im Dom, wollen wir auch für Protagonisten der Oberstufenliteratur Grabplatten gestalten. Die Gruppe wählte Gretchen und Johanna von Orleans. Drei grobe Baubohlen wurden jeweils zusammen gezimmert. Entwürfe der fast Lebensgroßen Figuren und ihrer Texte auf Papier gemacht und Mithilfe von Zeichenkohle auf das Holz übertragen.

Literarische Grabplatten        Literarische Grabplatten

Mit Stechbeiteln schnitzten die Schülerinnen anschließend die Linien heraus. Eine andere Gruppe erarbeitete im Darstellenden Spiel die Sterbeszenen aus den jeweiligen Werken. Am Tag der offenen Tür wurden diese dem Publikum aufgeführt und die Grabplatten feierlich entzündet. Die Flammen versahen vor den Augen des Publikums (zu passender Musik) die figurativen Umrisse und Schriften mit einem schwarzen Rand, was den Bildern eine dreidimensionale Anmutung verlieh und die Stofflichkeit der Objekte noch einmal verstärkte.

Literarische Grabplatten  Literarische Grabplatten  Literarische Grabplatten

Literarische Grabplatten Literarische Grabplatten   Literarische Grabplatten

Literarische Grabplatten  Literarische Grabplatten 

 "Doch alles, was mich dazu trieb, Gott, war so gut, ach, war so lieb...Ihr Engel, ihr heiligen Scharen, lagert euch um mich!" (Inschrift der Gretchenplatte)

       

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Einige Projekte habe ich hier ausführlicher dokumentiert:

bitte die Bilder anklicken    
             
        Romantik im Felsenmeer            Expressionismus schreiben                    Demenz          Gewalt - Live-Performance              Nachhaltigkeit

 

© Alle Projekt-Ideen und Konzeptionen: Tanja Leonhardt, www.atelierleonhardt.de

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