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Erste Installation der "Philosophischen Sonnensegel vor dem Philosophicum der Uni Mainz

Das Engelbuch

 


Handschriften:

Deutsche Kurrent und Lateinische Ausgangsschrift

mit Pinsel und Stift geschrieben

 

 



Auf dem "Buchdeckel" ist Paul Klees Angelus Novus zu sehen, die Texte werden mit unterschiedlichen Handschriften geschrieben, so dass dieses Buch an ein Tagebuch, eine Kladde oder an eine Briefsammlung erinnert.
Der "Neue Engel" wurde von Walter Benjamin 1921 erworben. Er nahm ihn auch auf seiner Flucht vor den Nazis mit sich. Benjamin schrieb folgendes über den "Angelus":    

       

 

 

 

 

 

 

 

 

Seidenbücher-Index

 

 



Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er erstarrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muss so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. 
Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, dass der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir Fortschritt nennen, ist dieser Sturm. 

Walter Benjamin


   
How many roads must a man walk down
Before you can call him a man?
Yes, 'n how many seas must a white dove sail before she sleeps in the sand?
Yes, 'n how many times must a cannonball fly before they forever are banned?
The answer, my friend, is blowing in the wind 
the answer is blowing in the wind

How many times must a man look up
Before he can see the sky?
Yes, 'n how many ears must one man have
Before you can hear people cry ?
The answer, my friend, is blowing in the wind 
The answer is blowing in the wind 

Bob Dylan
 



Will ich in mein Gärtchen geh´n,
will die Blümlein gießen,
steht ein bucklicht Männlein da,
fängt gleich an zu niesen.
 
Will ich in mein Küchlein geh´n,
will mein Süppchen kochen,
steht ein bucklicht Männlein da,
hat mein Töpflein brochen.
 
Will ich in mein Stüblein geh´n,
will mein Breichen essen,
steht ein bucklicht Männlein da,
hat´s schon halbert gessen.
 
Will ich in mein Keller geh´n,
will mein Weinchen zapfen,
steht ein bucklicht Männlein da,
tut mir´n Krug weg schnappen.
 
Will ich auf mein Bänklein knieh´n
will ein bisschen beten,
steht das bucklicht Männlein da,
fängt gleich an zu reden:
Liebes Kindlein, ach ich bitt,
bet´ fürs bucklicht Männlein mit.

Volkslied um 1900

(Auch hierzu gibt es ein Essay von Walter Benjamin in "Berliner Kindheit um neunzehnhundert")




Wir haben uns paradoxerweise daran gewöhnt, im Kampf die eigentliche Erscheinung des Geistes und seiner Realität 
zu sehen. Aber stellt sich die Ordnung der Vernunft nicht eher her in einer Situation, in der „man plaudert“, in der der Widerstand des Seienden als Seiender nicht gebrochen, sonder befriedet wird? 
Das Seiende ist der Mensch, und der Mensch ist zugänglich als Nächster. Als Antlitz.

Emmanuel Lévinas