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Hardcover, in den Deckel eingelegter Echtschiefer
Breite: 395 mm, Höhe: 575 mm
Decke: Schiefer, Leinen
14 Seiten schweres Silberburg Tiefdruckbütten mit
Büttenrand
Papier und Leinen naturgefärbt
Handschrift
Entstehung: 2021/22
hard
cover
wide: 395 mm, high: 575 mm
cover: Linen, Schist
14 pages heavy handmade paper,
eco-dyed
handwriting, 2021/22
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Rückseite / back
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Beim Druckvorgang (Eco-dyeing im
Kupferkesssel) wurden die Pflanzenteile jeweils auf alte
Schieferplatten gelegt. Der Schiefer hielt beim Kochen ein
Rechteck von Farbe frei, ein diffuser, heller Bereich, der wie ein
Satzspiegel eingesetzt ist.
Die Textgestaltung incl.
Linierungen verweist auf die Ästhetik alter Kassenbücher, in die
die Buchhaltung mit spitzer Feder von Hand eingetragen wurde.
Das Gedicht vollzieht sich in den Eintragungen, die mit
rätselhaften Zahlen, Berechnungen, Symbolen und Anmerkungen
versehen sind. |
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Jetzt
sieht mich die Morgenröte
und mir wachsen Augen, wachsen Adern,
durch die das Grün zu fließen
beginnt.
Ein
Augenblick, in dem ich weich bin,
mich biege und mit vielen anderen
wachse.
Und wir alle rauschen
im ersten Wind der Welt!
Erinnert ihr
euch?
Doch ich breche, ich falle ich ins
Wasser und sinke.
(Dies ist der Augenblick, in dem sich
alles in sein Gegenteil wendet
Licht wird Trübnis, die sich im
Sediment auflöst.) |
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Schlamm, füllt meine Poren und meinen Mund,
welcher noch das überraschte O
formt.
Was hat ein Blatt dem entgegen zu
setzen?
Moorleichter Schlaf,
dreihundertsiebenundfünfzig
Millionen Jahre lang
ungebrochen vereint in einer
einzigen schwarzen Bewegung
die Gemeinschaft von Trilobiten
und Schachtelhalmen,
die sich ihre Erinnerungen
zuflüstern:
„Wisst ihr noch, er ist dort
oben...“
aber nach der ersten Millionen
Jahre
verstummen sie, einer nach dem
anderen.
Buchhaltung des Seegrunds, in die ich eingeschrieben bin,
und der Deckel ist fest
geschlossen.
Doch mein graues Echo ist ein
Versehen, ein Fehler in der Substraktion,
ein Kind, dass sein Däumchen in
den Mund steckt.
Fester umarmt und der Schlamm,
Sommer für Sommer,
Jahr für Jahr.
Bis es keine Jahreszeit mehr
gibt, keine einzige
Bewegung.
Alles ist vollständig
erstarrt.
Fühlt nicht!
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Und dann ist es ganz still.
700 002 Jahre braucht die
Frage,
um sich in steinigen Synapsen
zu formieren:
„Ist er denn noch dort oben,
der See?“
...
...
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In diesem Augenblick lehrt
uns eine Steinsäge die Antwort.
Wie eine Hebamme öffnet sie den
Uterus des Berges,
und das Licht sieht das, was
aus uns geworden ist.
Dies erträgst du nur, ohne zu
fühlen.
Warte einfach! Fühle nicht!
Wie
eine Frühgeburt schneidet uns die Säge aus dem Fels.
Sie beißt uns in den Tag obwohl
wir doch inzwischen
alle Nacht geworden sind.
Fühlt nicht!
Mit
einem Schmatzen werden wir gespalten,
wieder und wieder auseinander.
Werdet dünner, werdet flacher!
öffnet die Augen aber
fühlt nicht!
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Auf dieser Seite des Spaltbeils
steht hier das Wort GUT,
auf
jener das Wort BÖSE.
Sie fließen auf der Schneide
zusammen
und fliegen in Funken von der
Schleifscheibe.
Zu
Platten und Plättchen trennt es uns.
Weiter!
Dann
werde ich wieder zum Blatt,
das der Wind blättert
und schließlich zerbricht.
Endsumme.
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©
Tanja Leonhardt |
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zur
Bücherauswahl |
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