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Ausstellung - Rauminstallationen
Tief in den Traum
September 2025, "Alsfelder Kellerwunder"
Nach der Installation meines "Engel" in 2023, war ich im September 2025 wieder im spektakulären Alsfelder Bananenkeller zu Gast und konnte diesmal das gesamte Untergeschoss gestalten. Der labyrinthische Industriekeller führt mit drei Stockwerken insgesamt 17 Meter in die Tiefe - bis zum Grundwasser. Ich konnte speziell für den Keller ein künstlerisches Gesamtkonzept entwerfen. Dabei ging ich vom Traum C. G. Jungs aus, dersich wie folgt anhört: |
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Ich war in einem mir unbekanntem Hause, das zwei Stockwerke hatte. Es war mein Haus. Ich befand mich im oberen Stock, dort war eine Art Wohnzimmer in welchem schöne, alte Möbel im Rokokostil standen. An den Wänden hingen kostbare, alte Bilder. Ich wunderte mich, dass dies mein Haus sein sollte und dachte: „Nicht übel!“ Aber da fiel mir ein, dass ich noch gar nicht wisse, wie es im unteren Stock aussehe. Ich ging die Treppe hinunter und gelangte in das Erdgeschoss. Dort war alles viel älter, die Einrichtung mittelalterlich, die Fußböden bestanden aus rotem Backstein, alles war etwas dunkel. Ich ging von einem Raum in den anderen und dachte: „Jetzt muss ich das Haus doch ganz explorieren!“ Ich kam an eine schwere Tür, die ich öffnete. Dahinter entdeckte ich eine steinerne Treppe, die in den Keller führte. Ich stieg hinunter und befand mich in einem sehr schön gewölbten, sehr altertümlichen Raum. Ich untersuchte die Wände und entdeckte, dass sich zwischen den gewöhnlichen Mauersteinen Lagen von Backsteinen befanden, der Mörtel enthielt Backsteinsplitter. Daran erkannte ich, dass die Mauern aus römischer Zeit sein mussten. Mein Interesse war nun auf das Höchste gestiegen, Ich untersuchte auch den Fußboden, der aus Steinplatten bestand. In einer von ihnen entdeckte ich einen Ring. Als ich daran zog, hob sich die Steinplatte und wiederum befand sich dort eine Treppe. Es waren schmale Steinstufen, die in die Tiefe führten. Ich stieg hinunter und kam in eine niedrige Felshöhle. Dicker Staub lag am Boden und darin lagen Knochen und zerbrochene Gefäße wie Überreste einer archaischen Kultur. Ich entdeckte zwei offenbar sehr alte und halb zerfallene Menschenschädel. Dann erwachte ich. C. G. Jung, “Die Archetypen und das kollektive Unbewusste“ |
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Erläuterungen: Carl Gustav Jung war ein Schweizer Psychiater und Schüler Siegmund Freuds. Er trennte sich jedoch von diesem und begründete 1913 die analytische Psychologie, in der er u.a. die Idee der Archetypen und des kollektiven Unbewußten entwickelte. Der Anlass zu dieser ganzen, weitereichenden Entwicklung war tatsächlich „nur“ ein Traum, den er während einer Schiffsüberfahrt, die er 1909 zusammen mit Freud unternimmt, träumt. Siegmund Freud deutet diesen Traum gemäß seiner damaligen Traumsymbolik in einer für Jung unzutreffenden Weise und zwingt ihm eine falsche, rigide Deutung auf. „Jung spürt aber, dass dies eine Art Traum ist, die mit anderen Kategorien betrachtet werden müsse, als in der Freud´schen Traumdeutung üblich. Er hat die Idee, dass das innere Haus des Menschen aus diesen ganzen Stockwerken bestünde, die in den Kulturen der Menschen bis in die archaische Schicht zurück reicht. Dass dies alles im gleichen Menschen lebt und wiederbelebt werden kann. Das Zimmer im oberen Stock deutet er als die bewusste Persönlichkeit, das Erdgeschoss steht für das persönliche Unbewusste. Unten im Keller und noch tiefer unten in der Höhle ist das Kollektive Unbewusste. Dort ist die Welt des frühen Menschen in uns selbst. Die Totenschädel sind die Schädel unserer Vorfahren, die das gemeinsame psychische Erbe darstellen. In den tiefsten Schichten ruhen die Überlebenserfahrungen der Menschlichen Gattung verbunden mit denen der Tiere. Dort sind Muster von Angst und Vertrauen, Muster von schöpferischen Lösungen, die die Gattungen überleben ließen. (Archetypen) Bis hier her lotet die Seele zurück, wenn sie sehr erschüttert wird. Hier findet sie auch archaische Gottesbilder: Tiere, Muttergottheiten. Nach Jungs Vorstellung ruht das Gottesbild wie eine Prägung, ein archetypisches Muster in der Psyche, der Seele des Menschen, und kommt von einem Prägenden, der mehr ist, als der Mensch allein. Von einem kosmischen Selbst eingeprägt - darüber wagt Jung keine weitere Aussage.“ (aus: Ingrid Riedel: „ Lebensphasen und Lebensübergänge - gespiegelt in Träumen“, Vortrag erschienen in: www.auditorium-netzwerk.de) |
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Unten stehend finden Sie Fotos der einzelnen Räume und ihre Wandtexte. Fast jeder Installation stand ein literarisches Motto Pate. BRUNNEN mit Seidentuch |
Hier können Sie im Video einen Gang durch die
Ausstellung erleben |
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ROSENGANG
„Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose“ Gertrude Stein oder: „Unsere Sehnsucht muss Liebe bleiben!“ Thomas Mann Im Dunkel eine Reihe großer, im Innern glühende Blüten. Die Rose als Symbol der Liebe und unserer Liebesfähigkeit. Hinten zu sehen: ein Schrein mit Schiefertafel |
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Video der Performance: "Rosengang" |
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GLAUBENSSÄTZE „Alle die guten und bösen Brunnen rauschen“ Else Lasker-Schüler Dachschiefer, Holz Nicht nur die 10 Gebote sind in Steintafeln gemeißelt, auch die inneren Glaubenssätze. Einen ganzen Stapel davon tragen wir mit uns herum, angehäuft in frühester Kindheit. Manche stehen in Vitrinen und Nischen, andere hängen wie Damoklesschwerter über unseren Betten. Manche sind licht, andere bergen Dunkelheit. Wie viele Lächelinteraktionen braucht ein Baby? Antwort: ca. 10 000 |
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vom Altar der Glaubenssätze nach links
abbiegend, gelangt man in den ersten Eisschacht. Hier war ein Drachen installiert. ORANGENER F-TAIL DRACHE "Das aussendbare Element der Seele" ist ein Begriff, der von dem französischen Philosophen Emanuel Levinas geprägt wurde. In seinen Betrachtungen spielt die wahrhaftige Begegnung zwischen zwei Menschen eine zentrale Rolle. Er schreibt hierbei dem Gesicht – er aber spricht vom Antlitz - eine zentrale Bedeutung zu. Über das Antlitz führt der Weg zu Dem Anderen, dessen Bereich wir nur waffenlos betreten können. Er fordert uns auf das „aussendbare Element der Seele“ zu erspüren, das uns als Kundschafter im Blick des Anderen begegnet und in unserer Seele zu tasten vermag: Bist du da? Empfängst du mich? Die Worte „ich bin das aussendbare Element der Seele“ (in englisch: I am the conveyable element oft the soul) trägt der orangene F-tail-Drache zusammen mit silbernen Fischen auf seinem langen Schwanz. Er flog schon an der Atlantikküste im äußersten Norden Schottlands und anderen Ortes, immer im Da-Draußen nach Dem Anderen suchend. Hier scheint er mit seinen silbernen Fischen aus der Tiefe der Erde aufzusteigen, als wolle er mit der ihm verliehenen Botschaft den Kontakt zur Oberwelt herstellen. |
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ALL DIE MASKEN, DIE WIR TRAGEN ALL DIE MASKEN, DIE UNS TRAGEN „All the love all the love all the love we should have given“ Kate Bush Maske: Stephan Flommersfeld Vorbei an einer Wandnische aus der uns ein hölzernen Gesicht anblickt, gelangt man in den langen "Forellengang". Hier befinden sich zwei lange Wasserbecken, in denen tatsächlich einmal Forellen gezüchtet wurden. Zwischen den Becken führt ein weiterer Eisschacht nach oben, durch den sich ein zweiter Drache zwängt. |
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WEISSER F-TAIL DRACHE If I can stop one heart from breaking, I shall not live in vain. If I can ease one life the aching, Or cool one pain, Or help one fainting robin Unto his nest again, I shall not live in vain. (Wenn ich auch nur ein Herz vor dem Brechen bewahren kann, dann habe ich nicht umsonst gelebt. Wenn ich einem Leben den Schmerz lindern und kühlen kann, oder einem hilflosen Rotkehlchen helfen, wieder in sein Nest zu finden, dann habe ich nicht umsonst gelebt.) Emily Dickinson Not in vain - nicht vergebens ist die ultimative Hoffnung, die uns täglich weiter machen lässt. Das ewig aufwärts flatternde, himmelwärts strebende Element der Psyche. Die Schleppen des Drachen zieren silberne Disteln, durch die wir wandern, die wir hinter uns her ziehen. |
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Der lange Forellengang endet in einem
unbefestigten Ablufttunnel, einem sogenannten Schleppgang. Hier tummeln sich die SEALS „Die Seele erinnert sich an ihr Potential. Sie läßt nicht zu, dass wir uns mit Einschränkungen abfinden, dann reagiert sie mit Frust und Unzufriedenheit. Sie will das zum Ausdruck bringen, was noch in ihr vorhanden ist. Die Seele ahnt: Es gibt mehr!“ Hunter Beaumont: „Was nimmt die Seele wahr“ Videoinstallation Musik: Leonhardt/Flommersfeld |
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Performance: "Seals" |
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Im ersten Bananenreifraum waren zwei
menschliche Figuren zu sehen: BRENNENDE MARIONETTE „Wenn wir uns mitten im Leben meinen, wagt er zu weinen mitten in uns. “ Rainer Maria Rilke Eine grob aus Holzabfällen zusammen gebastelte Marionette. Nicht schön genug für eine Puppenbühne, nicht lieblich genug für ein Kinderzimmer. Und dennoch eine Gestalt! In all ihrer Unzulänglichkeit ist sie eine Identifikationsfigur. Ein Schattenträger? Ihre wächserne Kleidung fängt Feuer und dann brennt sie lichterloh. Die Minuten, in denen sie im Feuer steht, uns zuwinkt und sich über ihre Metamorphose wundert, sieht man im Video. |
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SCHERBEN SORTIERENDE FIGUR "Der Engel des Endes zerdrückt weinend das Wölkchen Zeit" Paul Klee Draht, Papier, Treibholz Eine kauernde Figur, die aus ihrem Brustbereich heraus leuchtet. Sie hockt auf einem Stück Treibholz, das an der Schottischen Atlantikküste aufgesammelt. Treibt sie selbst damit weiter? Sortiert sie etwas? Es sind Scherben, vom Acker aufgelesen. Sie sind Zeugnisse menschlicher Kultur und Kunstfertigkeit, haben aber den Zweck ihrer Entstehung überlebt. Für sie gibt es keine Bestimmung mehr zu erfüllen. Vielleicht ist gerade dies der Grund für die Intensität der Ausstrahlung einer vom Zweck befreiten Ästhetik. Ihrer Funktion entledigt und aus der Zeit gefallen. Auf ihnen liegt noch das Echo der Berührung einer Hand, die Kaffee eingoss. |
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Zweiter Reifraum: WERKZEUGE „Dies ist meine Axt und dies ist die Axt meiner Mutter“ Joseph Beuys Äussere Werkzeuge. Innere Werkzeuge. Vereint in einem langsamen, stummen Tanz. Nicht vergessen: Wir befinden uns im Unbewussten. Auch hier gibt es jede Menge Werkzeuge. Werkzeuge, die uns helfen, das zu bekommen, was wir brauchen. Werkzeuge, mit denen wir versuchen das abzuwehren, was uns bedroht. Wer in uns benutzt diese tools? |
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Performance "Meine Axt" |
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Letzter Raum: SKULLS & ARCHETYP Das Märchen: "Das Erdkühlein" beinhaltet es schon. Die Kuh als Archetyp (für Nahrung, Wärme, Geborgenheit) wurde vom kollektiven Unbewußten schon vor einigen Hundert Jahren IN die Erde versetzt. Das Erdkühlein schützt und pflegt gütig das verstoßene Mädchen, bis sich bei dieser die Entwicklung zur Prinzessin (zur Erwachsenen) vollzogen hat. Ein Rind blickt uns aus der Dunkelheit heraus an. Aus einer Welt, die wir verlassen haben, um die wir aber immer noch wissen. So wie C. G. Jungs Traum mit zwei Knochenschädeln endet, schließt auch unser Gang durch die Räume des Bananenkellers. Keine menschlichen Schädel, sondern „nur“ Tierschädel. Sie stammen von Elchen aus Lappland. Aber welchen Unterscheid macht das noch, hier unten? |
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Zuletzt "malt" der Keller
selbst noch seine Bilder für uns: SCHREIBTISCH „Hinter den Wortwänden: Schweigen“ Nelly Sachs In einem Raum, in dem noch keine Worte existieren, schreibt der Keller selbst seine Botschaft in ein Schulheft. Tropfen, die an Eisen kondensieren, fallen schließlich auf Eisenstaub und malen im Zerplatzen ein einmaliges Bild. Nach kurzer Zeit rosten die Tropfbilder und nehmen die gleiche Patina an wie alles andere im Bananenkeller. Aus Wasser, das in seinem Jahrmillionen dauernden Kreislauf für einen Moment genau hier schwebte, sich sammelte, tropfte und dann weiter zog. Eine ewig zirkuläre Bewegung. Wir befinden uns nun ausserhalb menschlicher Prozesse in den weit größeren Zyklen der Natur. |
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Installation Engel der Keller - Tief ins Licht |
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