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 abgeklatscht oder Die Spur der Anderen

Aus der Arbeit zu einem Buch mit Hochzeits- Paarbildern entstand die Ausstellung "Die Spur der Anderen" im Offenbacher Klingspor Museum. 

Das Buch ist angekauft durch das Klingspor Museum.

               

Zur Ausstellung 

"Die Spur der Anderen" mit    einem Vorwort von Peter Kropp, das auch in diesem Buch  enthalten ist. 

 

                                          

 

 

Breite 33 cm

Höhe 28,5 cm

37 Motivseiten auf Transparentpapier 90g/qm

+ Vorwort und Essay

Umschlag weißes Regentleinen und Schutzumschlag aus Transparentpapier,

Buchschraubenhaftung

mit DVD mit Video der gleichnamigen Installation im Klingspor-Museum & musikalischer Lesung.

Angekauft vom Klingspor Museum, Offenbach

 

 

Das Lächeln am Dreh- und Angelpunkt eines Lebens: Bei den Fotos handelt es sich stets um Paare, oft an deren Hochzeitstag aufgenommen. Wie in einem Familienalbum sind die Erinnerungsbilder mit Notizen versehen, Erinnerungsbrücken. Doch die Farben sind verblasst, die Zeit hat die Gesichter manchmal schon fast aus dem Papier gewaschen. Aber auch das Wenige, das uns von den Blicken und Körpern erahnbar bleibt, gibt über die Beschaffenheit dieser Beziehungen Auskunft. Durchweg alte und verwaiste Aufnahmen, geben sie Spekulationen über den Verlauf dieser Ehen Raum. Was mag den Portraitierten zugestoßen sein, auf ihrem gemeinsamen dem Weg durch das Jahrhundert? 
Die handgeschriebenen Texte geben dem Forschen eine Richtung. Die Andere bewertet die Situation rückblickend. Sie notiert, was ihr durch den Kopf geht, was übrig blieb am Ende des Wegs. Sie nimmt wieder Kontakt zu der Person auf dem Bild auf, dem Mädchen mit dem Schleier, das einmal sie war.

 

       





     aus dem Vorwort

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Andere eröffnet den Reigen der Paare. Sie steht allein in einem verschneiten Wald. Obwohl sie friert, hält sie mit einem sanften Lächeln für den Fotografen still. Sie wird für kurze Zeit Spuren hinterlassen haben, so viel jedenfalls ist gewiss.





                  Die Schriften sind unter Zuhilfenahme alter Briefe aus persönlichen Handschriften entwickelt.
Die Hinwendung zum Gesicht in diesem Buch ist eine Hommage an Emmanuel Lévinas, der uns auffordert, im Gesicht des Anderen nicht nur die Mimik zu lesen, sondern im Gesicht das Antlitz zu erkennen - als Tor zu einer Dimension, die sich unserer herkömmlichen „Bemächtigungsdynamik“ entzieht. “Der Andere ist zugänglich als Nächster, als Antlitz” (Lévinas in „Die Spur des Anderen“). 
Aber ich sehe jenes „Lévinas´sche Tor“ zum Anderen auch in der persönlichen Handschrift. Ihre Erscheinung, ihr textlicher Gehalt und das Portrait, sie alle gemeinsam zeichnen das Bild einer imaginären Person, die nicht zuletzt in uns selbst auffindbar ist.   

  „Bin ich sie alle? Bin ich ein einziger und unterschieden? Ich weiß es nicht. Wir haben hier zusammengesessen, jetzt aber sind wir geteilt; wir sind nicht hier. Doch ich finde kein Hindernis, das uns trennt. Es gibt keine Trennlinie zwischen mir und ihnen. Dieser Unterschied, von dem wir so viel hermachen, diese Identität, die wir so fieberhaft hüten, ist überwunden.“ 
(Virginia Woolf in „Die Wellen“).
   

   

 

Das Transparentpapier lässt die Motive durchsichtig und immateriell erscheinen. Das nächste und das übernächste Paar sind bereits sichtbar, ahnbar. Dieser Effekt wird in der Installation durch die Verwendung von dünner Seide erreicht.

Mittels eines Zwischenblattes kann die Intimität des Einzelpaares aber von einen Moment auf den anderen wieder hergestellt werden.

 

 

Textauszüge
Mein Haar, 

weiß von Tagen, weiß von Nächten.

So lange durch die Zeit geirrt, an Tauen gezerrt.

Doch immer blicken die Augen

im Innern zurück,

verzweifelt voran.

Einer kam und klatschte ab

mit harten Fingern klatschte er

Ach, nun tanze ich nicht mehr.

Sind wir Lieder,

die die Kinder zu singen

vergaßen?

Was ist das,

gleich nebenan?

Gleich dort drüben?

Ach, ich dachte, ich sähe dort jemanden.

Jemanden, der dir sehr ähnelte.

Die Finger stecken

durch die schwarze Mauer Nacht.

Leben tut im Innern so weh,

ohne die Haut aus "Du".

Im Ende verlassen stehn,

auf einer Handfläche ausgebreitet - wie Muscheln zum Trocknen - 

die Dinge, die wir richtig gemacht.

Wir teilen es mit, 

wir vergessen es mitzuteilen.

Es wird sein, als wäre es nie gewesen.

So wird es sein.

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