Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf
dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu
entfernen, worauf er erstarrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund
steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte
muss so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet.
Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine
einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie
ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken
und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese
her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, dass der
Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam
in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor
ihm zum Himmel wächst. Das, was wir Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.
Walter Benjamin
How many roads must a man walk down
Before you can call him a man?
Yes, 'n how many seas must a white dove sail before she sleeps in the sand?
Yes, 'n how many times must a cannonball fly before they forever are
banned?
The answer, my friend, is blowing in the wind
the answer is blowing in the wind
How many times must a man look up
Before he can see the sky?
Yes, 'n how many ears must one man have
Before you can hear people cry ?
The answer, my friend, is blowing in the wind
The answer is blowing in the wind
Bob Dylan
Will ich in mein Gärtchen geh´n,
will die Blümlein gießen,
steht ein bucklicht Männlein da,
fängt gleich an zu niesen.
Will ich in mein Küchlein geh´n,
will mein Süppchen kochen,
steht ein bucklicht Männlein da,
hat mein Töpflein brochen.
Will ich in mein Stüblein geh´n,
will mein Breichen essen,
steht ein bucklicht Männlein da,
hat´s schon halbert gessen.
Will ich in mein Keller geh´n,
will mein Weinchen zapfen,
steht ein bucklicht Männlein da,
tut mir´n Krug weg schnappen.
Will ich auf mein Bänklein knieh´n
will ein bisschen beten,
steht das bucklicht Männlein da,
fängt gleich an zu reden:
Liebes Kindlein, ach ich bitt,
bet´ fürs bucklicht Männlein mit.
Volkslied um 1900
(Auch hierzu gibt es ein Essay
von Walter Benjamin in "Berliner Kindheit um neunzehnhundert")
Wir haben uns paradoxerweise daran gewöhnt, im Kampf die eigentliche
Erscheinung des Geistes und seiner Realität
zu sehen. Aber stellt sich die Ordnung der Vernunft nicht eher her in
einer Situation, in der „man plaudert“, in der der Widerstand des
Seienden als Seiender nicht gebrochen, sonder befriedet wird?
Das Seiende ist der Mensch, und der Mensch ist zugänglich als Nächster.
Als Antlitz.
Emmanuel Lévinas


