Im
Sommer 2023 konnte ich für eine Kalenderprojekt meine Landart in einem
Steinbruch entwickeln - ein Abenteuer!
Für die Installation
"Feuerbarke" fertigte ich einen Bootrumpf aus Draht an, den ich mit
Brennmaterial von Fackeln umwickelte.
Das rudimentäre Boot
sollte in der Abbruchkante hängen und genau zwischen Tag und Dunkelheit,
also der Blauen Stunde, abgefackelt werden.
Es sollte aussehen, als
löse sich eine brennende Barke aus der Felswand und treibe in die Nacht
hinaus.
Zu dieser Aktion entstand ein
Gedicht und eine Videopoetry, die ganz unten zu sehen sind.
Eine
weitere Installation an diesem Ort war "Nabelschnur", hier zu sehen:
(bitte anklicken)
die Vorbereitung, das Setting
Auf der ersten
Terrasse vom Basement aus gesehen schlug ich mein Arbeitslager auf.
Es gab weit und breit keinen anderen Ankerpunkt für das Drahtgebilde, als
den gewaltigen Bagger mit Bohrkopf. Den zweiten Ankerpunkt musste mein
Sonnenschirm abgeben, der mich etwas vor der Hitze im Vorfeld des
heftigen Gewitters schützte.
Eine knappe Stunde
vor Dunkelheit hängt das Drahtgestell unscheinbar an seinem Platz in der Felswand.
Jetzt heißt es warten und die Nerven behalten. Die "Blaue Stunde"
währt nur etwa 10 Minuten!
Atemwechel des Lichts. Im Blau zwischen
Ein- und Ausatmen legt mein Boot ab.
das Anfackeln
Feuerbarke
Der Tag atmet sein
Licht aus.
Noch einmal glühen die hohen Felswände des Steinbruchs auf, in den ich mich so tief hinab geschürft habe. Ein Stein nach dem anderen gespalten, gespäht, gefragt: Ist es hier,
das verlorene Mundstück?
Die Antwort des
Urpferdchens?
Eine Feder des ersten Vogels der Schöpfung?
Auch dieser Tag atmet sein Licht aus.
Meine Hände schmerzen,
die Sonne hat mich verbrannt. Nun muss ich mir dringend ein Lager suchen,
einen Platz für
die Nacht. Schon
schließt der Grundwasserteich sein türkises Auge. Eile dich! Im Dunkel wirst du hilflos umher
stolpern die
Steine werden deine Fußknöchel aufreißen, und die Hände der Geopferten aus der Cenote
nach dir greifen.
Der Tag atmet auch
dieses Licht aus,
und sein nächster Atemzug wird Dunkelheit
schöpfen. Genau am
Wendepunkt verharrt er unschlüssig, zaudert nur einen Moment, kaum länger als ein
Vogelflug, und er muss doch weiter.
Während ich hektisch den Boden nach einem
Schlafplatz absuche legt über mir unbemerkt in blauschwarzer Lichtstille der Atemwende die beladene Barke wieder ab.
Wir wurden mit genau dem blauen Licht beschenkt, das wir uns erträumt
hatten. Es war
eine verzauberte Stimmung - die Barke brannte völlig lautlos ab. Rauchschwaden stiegen dunkel in den noch etwas
helleren Himmel auf, Glühendes Material fiel zuweilen herab. Das Feuer wanderte langsam am Draht entlang. Die Felswand wurde gelblich-flackernd erleuchtet,
während die Welt
um uns herum in die Nacht sank.
Die Dokumentation im wechselnden Zwielicht war
eine Herausforderung, die unser Profi-Fotograph viel beser als ich zu
meistern verstand. Mit einer Drohne wurde der Barke zuleibe geückt,
phantastische Bilder für den Kalender sind dabei entstanden.